Wirtschaftlichkeit Nachträgliche Dämmung

Wie wirtschaftlich ist die nachträgliche Dämmung?

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Für modernisierungswillige steht, neben ökologischen Aspekten, auch die Frage der Wirtschaftlichkeit einer Dämmmaßnahme auf der Tagesordnung. Leider sind die meisten Hilfsmittel und Ratgeber überwiegend auf die Bewertung der Energieeinsparungen oder auf die Reduktion der CO₂-Emissionen fokussiert. Zudem werden mögliche staatliche Förderungen nicht immer mit einbezogen. Ich unterstütze die Luxemburger Ministerien (Energie und Raumentwicklung sowie Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung) bei der Überarbeitung des Förderprogramms PrimeHouse. Im Rahmen dieser Arbeit wurden einige Berechnungen und Auswertungen durchgeführt und das Ergebnis mit in die Überarbeitung einbezogen.

SubCalC - ein Prototyp

Ich habe das Lernwerkzeug SubCalC entwickelt, um dafür zu werben, neben energetischen und klimarelevanten Aspekten, auch das Thema der Wirtschaftlichkeit transparent darzustellen. Das Werkzeug, beziehungsweise die dahinterliegende Methodik, kann als Basis dienen, um beispielsweise eine leicht zugängliche Web-Abwendung für Bürger zu entwickeln. Grundlage dafür sind Berechnungen zur Energieeinsparung, die Abschätzung von Investitionskosten sowie die automatisierte Bewertung der Fördermaßnahmen nach dem Luxemburger Fördersystem und natürlich eine dynamische Wirtschaftlichkeitsberechnung.
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SubCalC befindet sich in der frühen Entwicklung und das Werkzeug steht derzeit nicht zum Download zur Verfügung. Ich möchte aber mit dieser Seite zeigen, dass es relativ einfach möglich ist, auch die Komponente der Wirtschaftlichkeit mit einzubeziehen.

Kapitulation wegen ungenauer Daten?

Die Berechnung der Energieeinsparung bei einer nachträglichen Dämmung ist relativ einfach. Komplizierter ist eine gute Schätzung der Investitionskosten, da diese immer sehr individuell sind. Sie hängen zum Beispiel von regionalen Gegebenheiten, von der aktuellen Verfügbarkeit (siehe Lieferketten-Problematik), der Auftragslage, der Material- und Konstruktionsart sowie natürlich maßgeblich von baulichen Voraussetzungen ab. Deshalb findet man auch wenig Werkzeuge, mit denen diese Aspekte einbezogen werden können. Ich möchte mit dem Werkzeug SubCalC einen Beitrag leisten, diese Aspekte methodisch einzubeziehen. Hierfür nutze ich Kostenfunktionen, die natürlich immer auf den aktuellen Kenntnisstand angepasst werden müssen. Das gelingt am besten, wenn auch die Daten zur Förderung ausgewertet werden. Hier schließt sich der Kreislauf und man erhält über die Zeit eine gute Grundlage für übliche Investitionskosten.
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Nicht über Investitionskosten zu sprechen, weil sie so individuell sind, ist keine Lösung. Am Ende des Tages entscheidet sich ein Bauherr oft nur auf der Grundlage der Investitionskosten, ob eine Maßnahme durchgeführt wird oder nicht.
Markus

Wie ist der Prototyp aufgebaut?

Die Eingabe und Berechnung sind auf einem Blatt dargestellt. Der Bearbeitungs- und Ergebnispfad ist von oben links nach unten rechts. Für die Auswertung sind vom Benutzer lediglich 4 Eingaben erforderlich. Andere Berechnungsdaten, wie zum Beispiel die Wirtschaftlichkeitsparameter, sind vorgelegt und können bei Bedarf angepasst werden. Die Ergebnisausgabe erfolgt tabellarisch und grafisch.
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Für die Berechnung muss der Ist-Zustand definiert werden. Hierfür werden standardisierte U-Werte nach Baualtersklassen vorgegeben. Liegen die U-Werte aus einer externen Berechnung vor, so können diese natürlich berücksichtigt werden. Neben dem Ist-Zustand ist das Modernisierungsziel festzulegen. Im Luxemburger Fördersystem sind verschiedene Effizienzklassen definiert, für die es unterschiedliche Förderungen gibt. Man kann auch hier einen berechneten U-Wert eingeben. Daneben ist die Art der Dämmung (Außendämmung, Innendämmung, etc.) sowie das verwendete Dämmaterial anzugeben. In Luxemburg werden ökologische Dämmstoffe nämlich deutlich mehr gefördert als "konventionelle".
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Investitionskosten (€/m²) = Grundkosten (€/m²) + Dämmdickenkosten (€/m² je cm)
Basierend auf den zuvor eingegebenen Daten wird die zu verbauende Dämmstoffdicke abgeschätzt (zurückberechnet), denn die Dämmstoffdicke hat einen großen Einfluss auf die entstehenden Kosten. Die Kostenfunktionen sind so aufgebaut, dass es Grundkosten und dämmstoffdickenabhängige Kosten berücksichtigt werden. Die Kostenfunktionen sind für biotische, synthetische und mineralische Dämmstoffe hinterlegt. Liegt ein konkretes Angebot vor, so können diese Kosten natürlich direkt übernommen werden. Neben den geschätzten Investitionskosten wird auch direkt die mögliche Förderhöhe berechnet.
Für die weitere Berechnung sind Randbedingungen für die Wirtschaftlichkeitsberechnung erforderlich. Eingangsparameter sind eine angenommene Energiepreissteigerung, der Kapitalzins sowie die Energiekosten und die Bauteilfläche.
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Im Bereich der Finanzierung werden die Investitionskosten und die möglichen Förderkosten dargestellt. Zum einem bekommt man darüber ein geschätztes Budget, was die Modernisierungsmaßnahme kostet und sieht auch direkt wieviel staatliche Förderung möglich ist. Daraus ergeben sich die effektiven Investitionskosten, die vom Bauherren zu tragen sind und diese Kosten fließen in die Wirtschaftlichkeitsberechnung ein.
Das Ergebnis der Berechnung ist in 2 Teile aufgeteilt. Im oberen Bereich werden die eingesparten CO₂-Emissionen und die Einsparung an Energiekosten über 25 Jahre angezeigt. Darunter dann die Ergebnisse der dynamischen Wirtschaftlichkeitsberechnung. Ausgewertet werden der Kapitalwert, die dynamische Amortisationszeit und der interne Zinsfuß.
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Drei wichtige Kennzahlen

Die Wirtschaftlichkeit, der Beitrag zum Klimaschutz und die Fördereffizienz werden über separate Kacheln angezeigt.
Die Amortisationszeit beschreibt die erforderliche Zeitspanne, bis das investierte Kapital durch Einnahmen wieder zurückgeflossen ist. Da Modernisierungsmaßnahmen am Gebäude längerfristig angelegt sind, sollte dieser Wert dynamisch berechnet werden. Als erste Einschätzung kann eine Investition als wirtschaftlich angesehen werden, wenn die Investitionskosten innerhalb der Lebensdauer der Maßnahme wieder eingespielt werden.
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Man sollte die Entscheidung nicht nur von wirtschaftlichen Aspekten (Homo oeconomicus) abhängig machen. Der Beitrag zum Klimaschutz sollte in die Entscheidung mit einbezogen werden. Die über einen Zeitraum von 25 Jahren vermiedenen CO₂-Emissionen zeigen deutlich den positiven Beitrag der vorgesehenen Maßnahme zum Klimaschutz. Würde man die vermiedene Tonne CO₂ bepreisen, verbessert sich dadurch die Wirtschaftlichkeit.
Neben dem Klimaschutz ist es insbesondere für den Gesetzgeber wichtig zu wissen, wie hoch der Förderbeitrag bezogen auf die eingesparten CO₂-Emissionen ist. Darüber können verschiedene Maßnahmen miteinander verglichen werden. So kann im Dschungel der Möglichkeiten eine möglichst effiziente Verwendung von Steuergeldern zur Erreichung der Klimaschutzziele navigiert werden. Bei einem gegebenen Budget ist es nämlich relevant, diejenigen Maßnahmen zu fördern, die besonders kosteneffizient sind.
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Grafische Darstellung der Wirtschaftlichkeit

Neben der tabellarischen Ergebnisausgabe ist eine grafische Übersicht immer hilfreich, um das Ergebnis griffiger zu machen. Zumal nicht jeder gleich gut vertraut mit finanzmathematischen Kenngrößen ist - wie zum Beispiel dem Bar- oder Kapitalwert. Die Amortisationszeit eignet sich hier als leicht zu veranschaulichende Größe. Die Grafik zeigt den Verlauf des Kontostands. Nach der Investition (Konto im Minus) füllt sich das Konto wieder durch die Erträge der jährlichen Energieeinsparung. Wenn die Nulllinie erreicht ist, haben die Einsparungen die anfänglichen Investitionskosten eingespielt - die Investition hat sich amortisiert. Für alle weiteren Jahre wird ein Gewinn erwirtschaftet. Solange die Amortisationszeit unterhalb der Lebensdauer der Maßnahme liegt, kann von einer wirtschaftlichen Investition ausgegangen werden.
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Eine andere Betrachtungsweise ist die alternative Geldanlage. Hier vergleicht man 2 Szenarien miteinander. Im ersten Fall wird der Betrag der Investitionskosten auf einem festverzinslichen Konto angelegt und über die Laufzeit die Entwicklung des Kontostands betrachtet. Man setzt die Modernisierungsmaßnahme in dem Fall überhaupt nicht um, und schaut was über die Zeit mit seinem Geld passiert. Im zweiten Fall wird die Maßnahme umgesetzt und ebenfalls der Kontostand im Verlauf betrachtet. Hier kommen jährliche Energiekosteneinsparungen hinzu (vermiedene Ausgaben). Man vergleicht am Ende des Betrachtungszeitraums welcher Kontostand am höchsten ist.
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Varianten und Szenarienbewertung

Da nicht jede Maßnahme gleich wirtschaftlich ist und die Ausgangsbedingungen dafür auch relevant sind, kann es sinnvoll sein Szenarien zu untersuchen. Bei gegebenen Investitionskosten verbessert sich die Wirtschaftlichkeit mit steigender Energieeinsparung. Bei einer ungedämmten Wand aus dem Jahr 1965, mit verhältnismäßig hohen Energieverlusten, "lohnt" sich eine nachträgliche Dämmung mehr, als bei einer bereits leicht gedämmten Wand aus dem Jahr 1985. Für SubCalC sind solche Szenarienanalysen kein Problem. Mit dem Szenarienmodul können hunderte Varianten in wenigen Millisekunden ausgewertet werden.
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Comming soon ...

Das Entwicklungsziel von SubCalC ist die möglichst komplette Abbildung von Modernisierung
  • Berechnung für alle relevanten Bauteiltypen (Außenwand, Dach, Boden, Kellerdecke, Fenster
  • Einbeziehung von technischen Systemen (Wärmeerzeuger, Lüftungsanlage, …)
  • Automatisierte Bewertung eines möglichen Modernisierungsziels für das Gesamtgebäude
  • Berechnung von Gesamtinvestition, -einsparung, und Förderung bei Kombination von verschiedener Maßnahmen
  • Berücksichtigung der Förderung von umfangreicher Modernisierung (Deep-Renovation)